Das Fintechs scheitern ist nichts Ungewöhnliches. Jetzt wurde bekannt, dass das Berliner Fintech Zeitgold ihr Produkt einstellt. Hierbei ist allerdings überraschend, dass Zeitgold erst kürzlich eine verhältnismäßig hohe Finanzierung von über 27 Millionen Euro beziehen konnte.
Zeitgold Buchhaltungssoftware wird Ende Q3 eingestellt
Das Fintech Zeitgold ist vor etwa fünf Jahren angetreten, um im Besonderen kleinen Unternehmen effizientere Buchhaltungsprozesse anzubieten. Dabei soll eine KI-basierte Software Unterlagen automatisiert strukturieren und somit einerseits den Unternehmern der lästige Papierkram abgenommen werden und andererseits den Steuerberatern effizientere Abläufe angeboten werden. Nun hat das Management bekannt gegeben, dass man für das entwickelte Produkt derzeit keine Perspektive sieht. Die Entscheidung das Produkt nun vom Markt zu nehmen, hat auch für den Großteil der Belegschaft Konsequenzen. 75 Mitarbeiter müssen demnach das Unternehmen verlassen. Damit schrumpft die Mitarbeiteranzahl um über 70 Prozent.
Gründe für das Scheitern
Insbesondere die Zielgruppe bestehend aus kleinen Unternehmungen aus den Bereichen Gastronomie und Einzelhandel sollen zuletzt Corona bedingt abgesprungen sein. Wie auf Financefwd zu lesen ist, haben gerade diese Kunden aufgrund der aktuellen Lage den Service von Zeitgold gekündigt. Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung grundsätzlich zunächst nachvollziehbar. Dennoch sorgt die Entscheidung für einige Diskussionen. Insbesondere da Zeitgold nicht so richtig in die Gruppe von Fintechs passt, die scheitern.
Der PwC FinTech-Kooperationsradar von 2019 hatte Betriebsaufgaben im Bereich Fintech analysiert und Erfolgskriterien für Kooperationen erfasst. Laut der Analyse können folgende Merkmale ausschlaggebend sein:
- 89% der eingestellten Fintechs hatten keine Venture-Capital-finanzierung.
Kapitalgeber prüfen vor einem Investment zahlreiche Kriterien von Start-ups. - Fintechs die ihre Produkte einstellen bzw. den Betrieb, sind durchschnittlich vier Jahre alt.
- Darunter befinden sich häufig Me-too-FinTechs, die jedoch schlechte Aussichten hatten, sich gegen die bestehenden Player durchzusetzen.
- Es sind eher Fintechs aus den Bereich B2C betroffen, da hier hohe Kundenakquisitionskosten anfallen, die oft unterschätzt werden.
Für Zeitgold treffen diese Kriterien überwiegend nicht zu. Insbesondere die hohen Investorengelder von über 50 Millionen Euro seit der Gründung und die Dauer am Markt fallen hier aus dem Rahmen. Daher ist die Meldung über die Einstellung des Produkts für viele recht überraschend und für die betroffenen Mitarbeiter eine sehr schwierige Situation.